Chronik bis 1989
Vereinschronik bis zum 75.jährigen Vereinsjubiläum 1989 |
Gründung
Der Schützenverein Nordheim wurde am 1. Januar 1914 von 15 Mitgliedern unter dem Namen „Schützengesellschaft Gemütlichkeit“ im Gasthaus Stengel gegründet.
Die Gründungs-Statuten mit 36 §§ sind heute noch vollständig im „Protokoll- und Statuten-Buch nachzulesen.
Als 1. Vorstandschaft wurden damals gewählt:
1. Schützenmeister Johann Uhl
2. Schützenmeister Johann Stuhlmiller
Schriftführer Georg Schiele
Kassier Xaver Gatterer
Beisitzer Michael Sporer, Josef Koch, Georg Mayr
Am 14. Januar 1914 teilte der Bürgermeister der Gemeinde Nordheim die Vereinsgründung dem Königlichen Bezirksamt in Donauwörth mit.
Die Genehmigung der Schießstätte wurde am 29. Januar 1914 erteilt. Die Gebühr hierfür betrug 3 Mark. Der Schießbetrieb konnte nun beginnen. Geschossen wurde mit Zimmerstutzen an einem Einzelstand im Gastzimmer der „Stengel-Wirtschaft“.
Noch im Gründungsjahr begann der 1. Weltkrieg von 1914 – 1918. Eine Niederschrift besagt, dass das Vereinsleben nur noch mit wenigen Mitgliedern weitergeführt und am 25. Juli 1915 ganz eingestellt wurde.
Leider fehlen vom 25. Juli 1915 bis 18. Dezember 1926 jegliche Hinweise einer Vereinstätigkeit, da dass Protokollbuch für diesen Zeitraum Lücken aufweist.
An der Generalversammlung vom 18. Dezember 1926 waren 30 Mitglieder erschienen, wobei Josef Rammer zum 1. Schützenmeister gewählt wurde.
Als am 20. Januar 1926 nach 48jähriger Pause wieder die erste Sebastianifeier in Donauwörth stattfand, beteiligten sich auch die Nordheimer Schützen an diesem festlichen Ereignis und nahmen am Umzug teil.
Bei den Neuwahlen am 1. Januar 1930 wurde Georg Brechenmacher zum 1. Schützenmeister und Georg Kiener zum 2. Schützenmeister gewählt. Im Juni des gleichen Jahres stattete unser Verein den Schützen von Wörnitzstein anlässlich ihrer Fahnenweihe und ihrem Sternschiessen einen Besuch ab. Dabei konnten die Schützen, Georg Brechenmacher, Johann Stuhlmiller und Georg Kiener Preise erringen. Die Donauwörther Zeitung berichtete in einer Ausgabe vom Juni 1930 von diesem Ereignis.
Im Jahr 1934 ließ sich unser Verein eine Schützenkette anfertigen, die heute jedoch nicht mehr getragen wird. Der erste Träger war der Mühlenbesitzer, Johann Schneller.
Am 1. Juni 1936 wurde das 1. Pokalschiessen zwischen den Schützengesellschaften der Gemeinden Auchsesheim und Nordheim abgehalten. Der erste Wettkampf fand im Garten der Gastwirtschaft Stengel statt. Geschossen wurde auf 15 m mit dem Zimmerstutzen. Es beteiligten sich damals 19 Nordheimer und 9 Auchsesheimer Schützen. Den Pokal, welchen die Gemeinden Auchsesheim und Nordheim zu 4/5 und die Schützenvereine beider Gemeinden zu 1/5 bezahlten, konnten die Nordheimer gewinnen.
Dieses Schiessen findet auch heute noch im jährlichen Wechsel statt und findet großen Zuspruch. Es hat all die Jahre über seinen Reiz nicht verloren und besitzt noch immer eine besondere Attraktivität zwischen den beiden Stadtteilen Donauwörth´s.
Im Jahre 1939 begann der 2. Weltkrieg mit all seinen Leiden und Schrecken. Das letzte Schiessen, als sog. „Winterhilfswerkschiessen“ bezeichnet, fand am 8. März 1941 statt. Die Kriegsjahre beendeten das Vereinsleben. Viele Mitglieder fanden in diesen Jahren den Tod.
Wiederaufnahme des Vereinslebens
Diese fand am 17. Februar 1951 im Gasthaus Stengel statt. Der 1. Schützenmeister Georg Brechenmacher berief zur 1. Generalversammlung nach dem 2. Weltkrieg ein. Es folgten 16 Mitglieder und noch am selben Abend konnten 21 neue Mitglieder in den Verein aufgenommen werden. Anwesend waren auch der 1. Gauschützenmeister Josef Zott aus Donauwörth und der Gauschriftführer Rieder aus Berg.
Es wurde an diesem Abend die 1. Nachkriegs-Vorstandschaft gewählt:
1. Schützenmeister Georg Brechenmacher
2. Schützenmeister Josef Stengel
Schriftführer Karl Stengel
Kassierer Xaver Uhl sen.
Ausschussmitglieder Johann Schneller, Karl Basmann, Xaver Uhl (Bgm.)
Da nur Luftgewehre erlaubt waren, hatte man sich ein solches im Werte von 120 DM angeschafft. Somit konnte am 24. Februar 1951 das Eröffnungsschiessen durchgeführt werden. Von da an ging das Vereinsleben ständig bergauf. Es wurden regelmäßig Schiessen und gesellige Veranstaltungen sowie verschiedene Vereinsausflüge durchgeführt. Auswärtige Preisschiessen und Festlichkeiten wurden rege besucht, was auch noch bis heute zutrifft.
Am 4. August 1951 fand in Donauwörth das „Hosenschiessen“ und ein Festumzug statt, woran sich unser Verein mit Fahne und 16 Schützen beteiligte. Es handelte sich um eine historische Veranstaltung, wozu die Stadt Donauwörth eine hirschlederne Bundhose und eine Ehrenscheibe als Preise gab. Für den Festumzug war unsere Fahne aus weißem und grünem Tuch und der Fahnenstange von der Kyffhäuser-Flagge gefertigt worden.
Neben den schiesssportlichen Aktivitäten wurden 1952 und 1953 mit der Organisation der Faschingsumzüge und der Schützenbälle im Dorf begonnen.
Das erste große Fest und die neue Fahne
Dem unermüdlichen Einsatz des damaligen 1. Schützenmeisters Georg Brechenmacher und seiner Vorstandschaft war es zu verdanken, dass am 30. Mai 1955 eine neue Fahne geweiht werden konnte. Die Fahne wurde im Kloster St. Ursula in Donauwörth für 1.242,00 DM in Handarbeit hergestellt.
Neben der Fahnenweihe wurde an 5 Tagen ein großes Preisschiessen an 21 überdachten Fallständen bei einer Beteiligung von 263 Schützen durchgeführt, wofür der damalige 2. Schützenmeister Heribert Aurnhammer verantwortlich zeichnete. Die Schützengesellschaft „Hubertus Riedlingen“ hatte bei der Fahnenweihe die Patenschaft übernommen und beim Preisschiessen hilfreich unterstützt.
Eine besondere Attraktion des Festes war der Besuch der Speckbacher Schützenkompanie aus Solbad Hall in Tirol. Sie gaben unserem Fest mit ihren historischen, sehenswerten Uniformen eine besondere Note. Mit zwei Omnibussen fand am 30. Juni 1956 von uns ein Gegenbesuch bei den Speckbachern statt. Noch viele Jahre bestand zu den Tiroler Schützen eine freundschaftliche Beziehung.
Als am 12. Januar 1957 der langjährige 1. Schützenmeister Georg Brechenmacher nicht mehr kandidierte, kam es zu einem Wechsel in der Vereinsführung. Heribert Aurnhammer wurde zum 1. Schützenmeister und Hans Kandler zum 2. Schützenmeister gewählt.
Am 16. Februar 1957 wurden Georg Brechenmacher anlässlich eines Festabends für seine 27jährige Schützenmeistertätigkeit zum Ehrenschützenmeister und Georg Heckl für seine langjährigen Vereinsarbeit als Kassierer und Schriftführer zum Ehren-Vorstand ernannt.
Ein besonderes Erlebnis war unser Besuch bei der Fahnenweihe der Speckbacher Schützenkompanie am 26. und 27. Juli 1958. Mit 67 Personen wurde damals an den Festtagen teilgenommen.
Im September 1958 wurde erstmals ein Sternschiessen durchgeführt. Das Schiessen fand im Garten der Gaststätte „Stengel“ statt und 30 Schützen hatten ihr Glück versucht. Dieser Wettbewerb war in den frühen Jahren im Freien ausgetragen worden und wird seit 1984 in einer landwirtschaftlichen Maschinenhalle der Familie Dietenhauser durchgeführt. Dieses Schiessen findet auch noch heute großen Anklang. Im September 1958 wurden auch die ersten 4 Zugstände im Vereinsheim angeschafft.
Am 22. und 23. Juni 1963 hatten wir die Ehre, bei der Fahnenweihe der „Hubertus Schützen“ in Zirgesheim Patenschaft geben zu dürfen. Es war ein gelungenes Fest.
Ein Jahr später, am 27. und 28. Juni 1964 feierte unser Nachbarverein „Frohsinn Auchsesheim“ seine Fahnenweihe, bei welcher wir die Patenschaft übernehmen durften und mit ihnen ein fröhliches Fest feiern konnten.
Der 50. Geburtstag 1964
Am 4. und 5. Juli 1964 konnte unser Verein unter Teilnahme der gesamten Bevölkerung auf dem heutigen Gelände der Raiffeisenbank, damals noch eine Wiese, sein 50jähriges Gründungsfest begehen. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Xaver Uhl und einem vollen Festzelt an beiden Tagen, konnte dieses Jubiläum zur vollen Zufriedenheit abgewickelt werden. Es waren über 40 Gastvereine anwesend und vier noch lebende Gründungsmitgliedern wurde eine besondere Ehrung zu teil. Auch die Donauwörther Zeitung berichtet in einem Artikel am 8. Juli 1964 von diesem Fest.
In den sechziger Jahren wurde auch des öfteren Vergleichsschiessen mit dem Unteroffizierskorps der Brigade 28 aus Donauwörth durchgeführt.
Die Teilnahme am Rundenwettkampf mit einer Jugend- und Schützenmannschaft, der Besuch überörtlicher Veranstaltungen und die internen Preisschiessen verdeutlichen die Aktivitäten des Vereines in diesen Jahren.
Unser 1. Grillfest fand am 16. September 1972 statt, eine Veranstaltung für alle Nordheimer Bürger.
Im Jahre 1973 wurde unsere Schiessanlage von vier auf sechs Stände erweitert und 1975 eine Schützenkette für die Jugend angeschafft. Jugendkönig Georg Aurnhammer war der erste Träger der neuen Kette. Er hatte sich diese mit einem 53 Teiler gesichert.
Wechsel des Vereinslokales 1982
Der bisherige Schießstand im Saal der Gaststätte „Stengel“ entsprach nicht mehr den Vorschriften. Ein Umbau und eine Modernisierung der Anlage war aufgrund baulicher Gegebenheiten nicht realisierbar, weshalb ein Wechsel des Vereinslokales anstand. Familie Dietenhauser, die eine neue Gaststätte errichteten, erklärten sich bereit, in Zusammenarbeit mit dem Verein im Keller des Neubaues ein Schützenheim einzuplanen. Mit großem Fleiß und Arbeitseinsatz vieler Mitglieder wurde für damalige Verhältnisse, ein moderner Schießraum mit 6 automatischen Zugständen und ein gemütlicher Aufenthaltsraum geschaffen.
Am 12. Dezember 1981 fand die Verabschiedung bei Familie Stengel statt. 1. Schützenmeister Heribert Aurnhammer dankte der Familie Stengel für die vielen Jahre (68 Jahre) der guten Zusammenarbeit und überreichte im Auftrag aller Mitglieder Geschenke.
Wenige Wochen später, am 28. Mai 1982, folgte die Einweihungsfeier der neuen Schießanlage. In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste weihte Regionaldekan, Herr Eduard Bayrhof, das neue Vereinsheim. Josef Hochberger, Auchsesheims 1. Schützenmeister, erzielte auf der Eröffnungsscheibe den besten Treffer.
Nach einer Pause von wenigen Jahren wurde 1982 wieder am Gaurundenwettkampf teilgenommen. 1983 folgte eine weitere Mannschaftsmeldung. Die 1. Mannschaft belegte damals beständig mittlere Plätze in der A-Klasse und das 2. Team mit unseren Jungschützen schaffte 1988 einen glänzenden Aufstieg in die C-Klasse.
Im Januar 1984 ernannte der Verein Xaver Uhl und Georg Kiener für ihre Verdienste zu Ehrenmitgliedern.
Wie bereits erwähnt, wurde 1984 das Sternschiessen neu organisiert. Der Schießstand wurde aus Sicherheitsgründen vom Freien in die Maschinenhalle der Familie Dietenhauser verlegt und der behördlichen Genehmigung stand nichts mehr im Wege. In dieser Halle findet auch heute noch, im 2jährlichen Wechsel, das Sternschiessen für die gesamte Bevölkerung Nordheims, statt.
Eine neue Ära bricht heran
Bei der Generalversammlung am 4. Januar 1987 stellte sich der 1. Schützenmeister Heribert Aurnhammer nach 33 Jahren und der 2. Schützenmeister Leonhard Sporer nach 18 Jahren nicht mehr zur Wahl. Auch Kassierer Gerald Lattermann kandidierte nach 15 Jahren nicht mehr. Am 27. März 1987 fand ein Festabend statt, wobei Heribert Aurnhammer und Leonhard Sporer als Ehrenschützenmeister ausgezeichnet wurden.
Heribert Aurnhammer war von 1954 bis 1957 2. und von 1957 bis 1987 1. Schützenmeister. Leonhard Sporer war von 1969 bis 1987 2. Schützenmeister.
Bei dem Festakt wurde das jahrelange Engagement von Aurnhammer, Sporer und Lattermann an der Vereinsspitze gewürdigt. Als besonderes Erinnerungsgeschenk verehrten die Schützen Heribert Aurnhammer ein Porträtgemälde von sich. Über die Feierstunde berichtete die Donauwörther Zeitung genau und ausführlich.
Durch das Ausscheiden der beiden Vorstände und des Kassierers vollzog sich in der Vereinsführung ein Generationswechsel.
In die neue Vorstandschaft wurden gewählt:
1. Schützenmeister Armin Eisenwinter
2. Schützenmeister Helmut Rasp
Kassierer Georg Sporer
Sportwart Josef Riedelsheimer
Schriftführer Gisela Sporer
Dem amtierenden Ausschuss gehörten damals an:
Werner Wölfel (Jugendsportwart), Günther Ott (2. Kassierer), Heribert Aurnhammer, Leonhard Sporer, Heinz Schmuttermayer, Reinhold Karg, Raimund Brechenmacher, Thomas Brechenmacher, Christian Seel-Mayr.
Die Weichen für das anstehende 75jährige Jubiläum in 1989 wurden bei der Generalversammlung im Januar 1987 gestellt, als sich die Vereinsmitglieder für ein Fest im „großen Rahmen“ entschieden.
Mit der Wahl des Festausschusses am 25. April 1987 begannen die Vorbereitungen.
In den Festausschuss beriefen die Mitglieder neben dem amtierenden Vereinsvorstand und dem -ausschuss noch folgende Personen:
Georg Brechenmacher, Michael Färber, Christoph Padrok, Josef Rammer, Sonja Strobel, Ulrich Zuchtriegel.
Den Vorsitz übernahm Schützenmeister Armin Eisenwinter.
Die Versammlung beschloss für das Jubiläum eine neue Schützenkleidung zu erwerben und die Restaurierung der Vereinsfahne.
Diese wurde im Januar 1988 mit großem finanziellen Aufwand fachkundig restauriert und ist wieder ein echtes Schmuckstück für den Verein geworden.
Fahne von 1955 | | restauriert 1988 |
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Vorderseite | | Rückseite |
Als Schirmherr für das Fest konnte der 1. Bürgermeister der Stadt Donauwörth, Herr Dr. Alfred Böswald, gewonnen werden. Die Auchsesheimer „Frohsinn-Schützen“ erklärten sich zur Übernahme der Patenschaft bereit.
Im laufenden Jahr 1987 wurden regelmäßige Übungsschießen, Vereins- und Jugendmeisterschießen, Internes Pokalschießen, Pokalschießen Auchsesheim-Nordheim, Sternschießen, Königsschießen und Rundenwettkämpfe durchgeführt.
Die Vereinsbeitritte nahmen kontinuierlich zu und erreichten bis Januar 1989 einen Höchststand von 179 Mitgliedern. Hiervon waren 26 weiblich und 26 gehörten den Jungschützen an.
Michael Färber wurde unter Würdigung seiner Verdienste um den Verein bei der Jahreshauptversammlung in Januar 1989 zum Ehrenmitglied ernannt.
Zu erwähnen ist auch die gute Zusammenarbeit der Nordheimer Vereine, die in dieser Zeit entstand und welche auch heute immer noch besteht.
75jähriges Vereinsjubiläum
Nun war es also soweit und die Zeit der Vorbereitungen war beendet:
In der Zeit vom 16. – 19. Juni 1989 feierten wir drei Tage unter sehr großer Beteiligung der Bevölkerung unser 75jähriges Vereinsjubiläum.
Das Fest konnte als „rundum gelungen“ bezeichnet werden und so mancher Teilnehmer wird sich, auch noch heute, an die schönen, aufregenden, tollen und für manchen auch kurzen Tage, aber dafür aber um so längeren Nächte, erinnern können.
Der Jubelverein 1989
Die Festdamen damals waren:
Sabine Bridts, Martina Mayr, Sabine Mayr, Doris Müller, Sieglinde Rammer,
Marion Obermeier, Judith Padrok, Kerstin Erdt und Sandra Wißmeyer.
Geschichte Nordheims
Aus der Geschichte von Nordheim
Nordheim, seit 1971 Stadtteil von Donauwörth, ist eine Siedlung auf altem Kulturboden. Sie liegt an der Schmutter, kurz vor deren Zusammenfluss mit der Donau. Wie der Ortsname, der soviel wie „Heimat im Norden“ bedeutet, bestätigt, entstand sie zur Zeit der germanischen Landnahme als nördlicher Ausbau der Urmark Mertingen, nahe der großen römischen Fernstraße Via Claudia, welche vermutlich nördlich unseres Ortes die Donau in Richtung des gewaltigen Grenzwalles Limes überquerte. Von dieser Straße aus wird wohl Papst Leo IX., der sich auf der Reise nach Mainz über Werd (Donauwörth) befand, im Jahre 1051 kurz vor Nordheim die Kirche in Auchsesheim geweiht haben. Ein Ereignis, an welches bis in unsere heutige Zeit das sog. Papstkreuz in der Nordheimer Flur erinnert.
Erstmals urkundlich genannt wird „Northaim“ in einem Güterverzeichnis des Augsburger Domkapitels unter Bischof Hermann (1096-1133). Grundbesitz in Nordheim hatten u. a. das Benediktinerkloster Heilig-Kreuz und die Stadtpfarrkirche Donauwörth, vor allem aber die Reichspflege Wörth, zu deren Bereich ja Nordheim gerichtlich und steuerlich verpflichtet waren. So vermerkte das herzoglich bayerische Urbar um 1280 in „Northeim“ einen Meierhof (curia villicalis), einen weiteren Hof und fünf Huben mit den entsprechenden Abgaben. In der Folgezeit entwickelte sich der Ort zum typischen Straßendorf, in dem sich Höfe und dazugehörige Grundstücke zu beiden Seiten der Straße aneinanderreihten.
Durch die benachbarte Lage eng verbunden mit Donauwörths Geschichte, lag Nordheim wiederholt im Gefahrenbereich kriegerischer Auseinandersetzungen, in welche die schwäbische Reichsstadt häufig verwickelt war.
Auch die Reichsacht über Donauwörth wurde im November 1607 durch den kaiserlichen Ehrenherold in Nordheim verkündet und der Achtbrief an das Tor des Nordheimer Wirtshauses geschlagen (in der Neuzeit als Gasthaus „Stengel“ bekannt und heute noch erhalten). Dieser stattliche Renaissancebau aus Fuggerbesitz mit schön geschwungenem Giebel und übermauertem Torbogen war das gleiche Gasthaus, in welchem während des Dreißig-Jährigen-Krieges im April 1632 Schwedens König Gustav Adolf Audienzen gab – im Monat zuvor hatte er Donauwörth eingenommen – und auch von hier aus persönlich die feindlichen Stellungen erkundet; Nordheim selbst aber war Königlich Schwedisches Feldlager.
Nicht nur der Schwedenkönig, auch andere Feldherren nahmen in Nordheim ihr Quartier. Während des Spanischen Erbfolgekrieges war es Graf Arco, der hier in Nordheim die bayerischen Truppen versammelte, um sie im Juli 1704 in die blutige Schlacht amSchellenberg zu führen. 1796 logierte Erzherzog Karl von Österreich in der Nordheimer Mühle und Nordheim wurde im Verlauf der Napoleonischen Kriege wiederholt zum Truppenlager. Man spricht auch davon, dass einst Kaiser Napoléon Bonaparte (*15. August 1769 - † 5. Mai 1821) im Nordheimer Wirtshaus Quartier bezogen haben soll.
Trotz der vielen militärischen Drangsale und schwersten Kriegszerstörungen – zu Ende des Dreißig-Jährigen-Krieges standen in Nordheim nur mehr ein paar Häuser – erholte sich der Ort immer wieder und wuchs langsam, aber stetig. Um 1750 zählte man hier bereits wieder über vierzig Häuser.
Nach den Berichten des österreichischen Obristwachtmeister Johann Lambert Kolleffel war Nordheim zu dieser Zeit „Ein Weyler von 43 Feuerstätten, nebst einer Mahl-, Säg- und Mehlmühle, die erste von 4Gängen, auch 1 Zapfenwirth; hat guten Feldbau, Wiesewachs, Viehzucht, viel Stein- und Kern-Obst, baut Flachs, der allhier gesponnen wird, der Herrschaft, Reichs-Pfleeg Wörth, neben hoher und niederer Gerichtsbarkeit gehörig“.
Häuser- und Einwohnerzahl änderten sich dann Jahrzehnte hindurch nur gering. Auch der vorübergehende Anschluss an das Eisenbahnnetz – Nordheim war 1844/47 und 1874/77 provisorischer Bahnhof von Donauwörth – brachte die Nordheimer nicht aus der Ruhe.
1823 = 43 Häuser und 240 Einwohner
1888 = 55 Häuser und 283 Einwohner
1950 = 74 Häuser und 573 Einwohner
Erst in den 60er Jahren unseres Jahrhunderts stieg die Häuserzahl über einhundert. 1989 lebten hier rund 760 Menschen in nahezu 200 Häusern, von denen noch etwa 25 Bauernhöfe waren.
Pfarrlich gehörte Nordheim zunächst zu Mertingen, der Pfarrei der Urmark. Seit 1429 dann zu Auchsesheim, als diese eigene Pfarrei wurde. Bis ins 17. Jahrhundert gehörten allerdings drei Häuser zur Pfarrei Zirgesheim, deren Bewohner vom Urfahrbauern über die Donau gefahren werden mussten, damit sie am Zirgesheimer Kirchgang teilnehmen konnten.
Eine Kapelle in Nordheim aber soll während des Dreißig-Jährigen-Krieges zerstört worden sein.
Die Geschichte der heutigen Kirche beginnt in der Zeit nach 1880, als der Donauwörther Kaufmann Gottfried Schoderer (gestorben 1848), dessen Vater von Nordheim stammte, hier eine Kapelle bauen ließ. Sie wurde 1907 abgebrochen, da sie den Anforderungen nicht mehr entsprach. Vergrößert wurde sie wieder aufgebaut und zu Ehren von Maria Immaculata geweiht. 1965/66 von Grund auf restauriert und modernisiert.
Die Nordheimer Kapelle, seit 1845/46 in Gemeindebesitz, gehört seit 1966 zur Kirchenstiftung Auchsesheim.
Die Fertigstellung der Donauwörther Südspange im Jahre 1987, die in Nordheim an die bestehende Bundesstraße angeschlossen wurde, bewirkte eine markante Änderung des Ortsbildes.
Dem Straßenneubau mussten die Anwesen der Familien Kandler und Schmuttermayer weichen. Die neue Bundesstraße brachte eine spürbare Verkehrsentlastung für die Kernstadt Donauwörth´s.
Das „Nordheimer Wappen“ der ehemals selbständigen Gemeinde Nordheim
Über silbernem Schildfuß,
darin ein durchgehendes rotes Kreuz,
in Schwarz eine goldene heraldische Kleestaude.
Das vom Staatsministerium des Innern am 1. September 1960 gutgeheißene Gemeindewappen enthält im Schildfuß das Kreuz als Attribut des Kirchenpatrons St. Georg. Die heraldisch stilisierte Kleestaude bringt zu m Ausdruck, dass die Gemeindebevölkerung überwiegend landwirtschaftlich tätig ist. Mit den Farben Gold und Schwarz wird auf die alte Reichspflege Donauwörth hingewiesen, die grundherrschaftlich für Nordheim von Bedeutung war.
Der Text stammt von Dr. Lore Grohsmann, ehem. Archivarin der Stadt Donauwörth und wurde der
Festschrift zum 75. Vereinsjubiläum von 1989 entnommen.